Niedergelassene Mediziner vergleichen und bewerten

Ab sofort können rund 30 Millionen Versicherte der AOK und der BARMER GEK online ihre Ärzte beurteilen. Die Ergebnisse der wissenschaftlich fundierten Befragung fließen in ein nicht-kommerzielles Internetportal ein, in dem Patienten in ganz Deutschland künftig nach einem für sich geeigneten Arzt suchen können.

Die neue Online-Arztsuche ist eine gemeinsame Entwicklung der beiden Krankenkassen und der Weissen Liste, einem Projekt der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Erste Befragungsergebnisse aus der Pilotphase in Berlin, Hamburg und Thüringen liegen bereits vor. Dort haben Versicherte in den vergangenen Monaten rund 45.000 Fragebögen ausgefüllt.

Die Versicherten können in der Befragung etwa angeben, ob der Arzt sie in Entscheidungen einbezieht, ob ihre Intimsphäre gewahrt wird oder ob sie den Arzt an Freunde weiterempfehlen würden. In der Online-Arztsuche werden die Ergebnisse zusammengeführt und zu jedem einzelnen niedergelassenen Haus- oder Facharzt dargestellt. Ziel ist es, dass jeder Nutzer auf der Grundlage von Kriterien suchen kann, die ihm persönlich besonders wichtig sind.
„Wir rufen unsere Versicherten auf, diese Chance zu nutzen und mit dem Online-Fragebogen die Ärzte zu beurteilen, bei denen sie in Behandlung sind. Denn das Portal lebt vom Mitmachen: Je mehr Patienten sich beteiligen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse“, betonte Jürgen Graalmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, bei der Vorstellung des Portals in Berlin.

Für Patienten – aber nicht „gegen Ärzte“

Das Portal sei für Patienten entwickelt worden, richte sich aber nicht gegen Ärzte, so Graalmann: „Im Gegenteil: Sie erhalten über das Portal ein systematisches Feedback ihrer Patienten.“ Eine Richtschnur bei der Entwicklung seien die Kriterien gewesen, die die Ärzteschaft selbst zur Qualität von Arztbewertungsportalen aufgestellt hat. An einigen Stellen gehe das Portal sogar über diese Kriterien hinaus – zum Beispiel mit dem Verzicht auf Freitextfelder. Unsachgemäße Äußerungen seien so ausgeschlossen. Die ersten Ergebnisse aus den Pilotregionen zeigten, dass die Zufriedenheit der Patienten im Durchschnitt erfreulich hoch sei. „Trotzdem werden Unterschiede in der Bewertung zwischen den einzelnen Ärzten deutlich erkennbar“, so Graalmann.

„Versicherte orientieren sich bei der Auswahl eines Arztes bereits heute an den Erfahrungen und Empfehlungen anderer Patienten“, sagte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. „Durch das Portal werden die Erfahrungen für jedermann einfach und verständlich abrufbar – auf Basis einer systematischen und wissenschaftlich fundierten Befragung.“ Die Pilotphase des Projekts habe bestätigt, dass der Fragebogen die Bereiche abdecke, die für Patienten wichtig seien. Bis das Arztsuchportal bundesweit mit Ergebnissen befüllt sei, werde es noch einige Zeit brauchen. „Die Versicherten können mit ihrer Stimme dafür sorgen, dass nach und nach eine echte Orientierungshilfe für alle Patienten in Deutschland entsteht“, so Mohn.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, sieht wichtige Qualitätsanforderungen erfüllt. Die Registrierung der Versicherten schütze vor Manipulation, die Anonymität des Benutzers bleibe gewahrt, der Fragebogen sei leicht und schnell auszufüllen. Ärzte könnten per Kommentar reagieren, Schmähkritik sei nicht erlaubt. Schlenker: „Hier gelingt der Balanceakt zwischen einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis einerseits und einem hohen Maß an Benutzerfreundlichkeit andererseits. Ein Austausch auf dieser Grundlage wird dem Arzt-Patienten-Verhältnis sicher gut tun.“

Unter den drei nachfolgenden Adressen, kann eine Bewertung abgegeben werden:

www.aok-arztnavi.de
www.weisse-liste.de
www.arztnavi.barmer-gek.de